Sonntag, 31. Oktober 2010

Die Leiden des digitalen Immigranten ("Buchdeckel")





Weil ein Blog keinen Anfang und kein Ende kennt, macht's auch nichts, wenn der "Buchdeckel" eben mal mittendrin erscheint, oder?

Das digitale Familien-Album

Ich habe ein digitales Familien-Album auf Flickr eingerichtet

a) damit die Familienzweige in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die im realen Leben viel miteinander zu tun haben und auch wenig übereinander wissen, dennoch an den Leben der Verwandten teilhaben können

b) um zu schauen, was passiert
Dabei ist mir knallhart vor Augen geführt worden, wie der für mich bisher relativ abstrakte "Digital Divide" (http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Divide) auch mitten durch unsere Familie führt: Von denen, die überhaupt keinen Zugang zum Internet haben (geboren in den frühen 30er Jahren), über die, die sich gegen digitale Medien wehren (meist geboren bis Mitte der 70er Jahre) bis zu den digital Natives (geboren in den 80ern, 90ern)

Die 10er Jahrgänge des 21. Jahrhunderts werden diese Diskussion kaum mehr verstehen können.

sharen vs stehlen

Geistiges Eigentum in der Sharing-Gesellschaft

Wir sharen alles, unsere Gedanken, unsere Google Docs und bald auch unsere Bankauszüge (in Schweden sind immerhin schon die Einkommensverhältnisse des Nachbarn online abrufbar).

Wem gehört dann überhaupt noch eine Idee, wenn wir alles miteinander teilen. Wem gehören z.B. die Ideen in diesem Blog - ein Ausdruck wie "The Clowd Brain", aus dem ein anderer vielleicht ein Buch schreiben würde, das sich ebenso gut verkauft wie "Die Ich-Sender".

Ist urheberrechtlich geschützt, was in einem Blog geschrieben steht?
Dann würden ja die, die permanent gute Ideen in irgendeinen Blog schreiben sich einen reichen Schatz von "Patenten" anhäufen.

Und wem gehört die Idee, wenn ein anderer sie kommentiert und dadurch verbessert hat?
So sagt doch Parker im Film "the social network" zu Zuckerberg: Nenn es nicht "the facebook" nenn es einfach "facebook" - müssen sie sich nun die Idee teilen?

Nur als Gedankenspiel würde es erst richtig spannend werden, wenn man tatsächlich die Idee nach ihren Inspirationsquellen aufdröseln würde und anteilig alle am Ergebnis beteiligt wären, die auch nur irgendetwas dazu beigetragen haben: Der Freund, der Dir geraten hat, das so und so zu betrachten, der Freund, der Dir einen Literatur-Tip gegeben hat ebenso wie der Autor des Buches, dass Du zum Schreiben Deiner Arbeit hinzugezogen hast.

Abgegolten wird diese Art von Hilfe bis heute mit einer Danksagung auf der ersten oder letzten Seite eines Buches. Und das ist wohl auch gut so.

Word Press

Eine Kollegin empfiehlt mir meinen Blog auf "WordPress" zu schreiben.
Welche Ironie des Wortes.

WordPress ist ein System zur Verwaltung der Inhalte einer Website,
wohl eines der größten und erfolgreichsten der Welt.

Mit Word hat das wohl zu tun, mit Press aber gar nicht.

Oder ist der Plan, am Ende (wann ist das Ende), den gesamten Rest-Regenwald abzuholzen und den gesamten Inhalt aller Blogs in Buchform zu veröffentlichen?

The Cloud Brain

Ein intelligenter Mensch war bisher einer, der sich viel Wissen angeeignet hat.

Wird es in Zukunft anders sein? - Werden wir so etwas wie ein "kollektives Hirn" haben, wo es gar nicht mehr drauf ankommt, was der einzelne Mensch weiss?

Werden wir gar nicht mehr nachdenken sondern nur noch in unserem "Clowd Brain" nachfragen, wenn wir etwas brauchen? Ich twitter die Frage in die Welt und wenn ich Glück habe, kommt von irgendwoher eine Antwort.

Eigentlich sind wir ja auch schon so weit. Wer, außer eine aussterbende Generation von Taxifahrern, kennt sich noch irgendwo auf der Welt aus? - Ich frag google oder das Navi, wo ich hin muss, und das "kollektive Hirn" sagt mir, wie ich hin komm.

Literatur zur kollaborativen Literatur

Mein Freund a.k.a. Bunterberg nennt mir Literatur-Tipps zum Thema kollaborative Literatur:

- Papers von Tom Malone am Center for Collective Intelligence am MIT an.
- Wealth of Networks (kann ich Dir ausleihen, ist aber tough stuff)
- Cognitive Surplus und das Buch von Ihm davor (Clay Shirky)

Eigentlich erstaunlich, dass es auch zu diesen "fast moving sciences" immer noch Bücher gibt. Offensichtlich gibt es tapfere Menschen, die denken, mit einem Buch eine Sache auf den Punkt bringen zu können, die höchstwahrscheinlich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches nicht mehr so ist, wie sie zur Zeit seiner Entstehung war.

Dennoch ist es gut, dass es die Bücher (noch) gibt und dennoch sind gerade die in diesem Themenfeld anachronistisch anmutenden Bücher die Leuchttürme in der kaum zu bewältigenden Flut von Informationen.

Samstag, 30. Oktober 2010

Kollaborative Literatur

Zu "Kollaborativem Schreiben" finde ich bei Wikipedia
Dokumente sharen - Konzepte gemeinsam er- oder Exxeltabellen bearbeiten ist das eine, aber gibt es tatsächlich auch Kollaborative Literatur?

Gibt es Autoren, die Leser an Ihrem Buch mitarbeiten lassen?
Wie wär das, wenn ich als späterer Leser an Martin Suter's neuem Roman mitschreiben
oder wenigstens meine Meinung dazu sagen könnte, wenn ich denke, dass er jetzt aber etwas übertreibt mit seinen Drogen-Pilz-Geschichten ("Die Dunkle Seite des Mondes")?

Der Blog und das Buch

Das Buch
ein Autor schreibt ein Buch. Jahrelang macht er Notitzen, Versuche, für sich, im stillen und einsamen Kämmerchen. Eines Tages wagt er sich mit der Idee raus - aber raus bedeutet in diesem Fall erst einmal, dass er die Idee vielleicht einem Freund erzählt (der ihn ermutigen wird, es zu tun) und wenn es hoch kommt, einem Verleger, der die arrogante Rolle hat, 199 von 200 Texten als "nicht interessant genug" oder "nicht genug gut geschrieben" abzuschießen. Das war's dann erst einmal mit der Veröffentlichung und mit der Öffentlichkeit. - Oder, und das ist dann die siegesbewusste Geschichte des einen Spermiums, das es tatsächlich in die Eizelle geschafft hat, es wird tatsächlich ein Buch aus der Idee (dank dem unfassbaren Spür- und Geschäfts-Sinn des Verlegers): Dieses betritt jetzt, begleitet vom üblichen PR- und Werbe-Tamtam die breite Öffentlichkeit, die das Ding - auf Gedeih und Verderb - lesen muss, so wie es ist.
Und vielleicht ist das auch gut so. - Denn so ist es noch ein Buch, EIN Werk von EINEM Autor.

Der Blog
interessant ist die Frage, wie das Schreiben im Blog das Schreiben an sich verändert. Darüber gibt es bestimmt auch schon 100 Doktorarbeiten, und wenn nicht, müsste man sie schleunigst schreiben.
Beim Blog erreichen Gedankenfetzen - wie dieser hier - SOFORT eine mehr oder minder große Öffentlichkeit. - Wenn ich aus meinem Blog-Projektversuch ein Buch machen würde, so wären theoretisch die einzelnen Teile schon von einer Öffentlichkeit kommentiert, bewertet. Wie würde das wiederum den Inhalt verändern? - Würde er besser? Oder nur glattgeschliffen und konsensfähig?



Donnerstag, 28. Oktober 2010

Labels, Tags und Poesie

Ich kann unten im Post "Labels zu diesem Post" anfügen.
Was für eine un-sinnliche Angelegenheit!

Man stelle sich vor, Heinrich Heine hätte unter seine Gedichte Tags gemacht,
für die, die zu faul sind, das Gedicht zu lesen.

Die Existenz von Labels und Tags stellt den Inhalt eines Textes unberechtigterweise über dessen Form.

Als ob das eine ohne das andere einen Wert hätte.


Schuld an dem Desaster ist wieder einmal der Computer, der auch 2070 noch zu doof sein wird, Poesie erkennen zu können - hoffentlich.

Widerholungen

"Jeder Mensch hat nur eine Geschichte zu erzählen. Seine"

In dem Sinne befürchte ich, dass ich mich in diesem Blog oft wiederholen werde.
Was eine Zumutung für den Leser sein könnte.

Aber ich kann ja nicht immer alle Posts durchkucken, ob ich das, was ich schreibe, schon mal geschrieben habe oder das, was ich denke, schon mal gedacht habe.

Weil aber der Leser das auch nicht tut, wird die Wiederholung auch nicht so schlimm sein:
Lob des Vergessens.

Vertrauen

Die Arbeit mit den digitalen Medien - wovon der Blog nur eines von 1'000 ist - erfordert nebst viel Nerven vor allem viel Vertrauen (siehe mein Kampf mit den Passwörtern oben)

Währenddem die Dienste Milliarden ausgeben, dieses Vertrauen kommunikativ aufzubauen und die Pro Senectute rührige Internetkürsli für über 60-Jährige anbieten, machen es die Medien mit reisserischen Artikeln über Online-Kriminalität systematisch wieder kaputt.

Digital Immigration

Ich habe mich bis hierhin auf das Abenteuer Blog eingelassen, um zu sehen, wohin mich das führt, mich dabei aber ständig gefragt, worüber ich überhaupt bloggen kann, will.
Doch langsam kristallisiert es sich ganz von alleine heraus:
Ich blogge über das Bloggen selbst,
über die Freuden und Leiden des Digital Immigrants bei der Digital Immigration.

Pass-Wort

"Passwort vergessen"
Das Dialogfenster, mit dem ich am häufigsten konfrontiert bin.
Je häufiger, je tiefer ich mich in den Platformen-Dschungel reinwage.

Wenn ich bedenke, wie lange es dauert, das "Gnusch" (CH) der vielen Konten, deren Verknüpfungen und Zugänge zu entwirren, fänd ich's doch gut, wenn mein Rechner - und die Dienste, bei denen ich mich anmelden möchte, am Gesicht erkennen.

The Medium changes the Message

Ich frage mich,
warum sich sowas Sinnliches wie das Schreiben,
so was Technisches wie einen Blog
als Medium ausgesucht hat.

Schreibt doch auch keiner Poesie
in sein Steuererklärungsformular.

Für Poetisches (was m.E. ein Text per se fast immer ist)
scheint sich ein Blog nicht zu eignen - zumindest nicht,
wenn die Poesie direkt im Blog entstehen soll, also wenn der Blog das Entstehungsmedium eines Textes ist.

Den Blog nur als Verbreitungsmedium zu nutzen, ist eine ganz andere Geschichte.

Lost in Internet


Und was passiert, wenn einer eines Tages seinen Dienst einstellt?
-wenn Dir Blogger keinen Zugang zu Deinem Blog mehr gewährt?
-wenn Dir Google-Doc keinen Zugang zu Deinen Dokumenten mehr gewährt?
-wenn Dir der Google-Kalender keinen Einblick, in Deinen Kalender mehr gewährt?
Dann, ja dann sind wir am Arsch.

Und wünschten,
- wir hätten ein Buch geschrieben, statt einem Blog
- wir hätten wenigstens unseren Business-Plan ausgedruckt, an dem wir ein Jahr gearbeitet haben
- wir hätten eine Moleskin-Agenda, in der noch die Geburtstage der Freunde stehen

Unser Vertrauen in die Internet-Dienste ist immens.
Das merkt man dann, wenn bei Xing plötzlich das Passwort nicht mehr funktioniert und Du von jetzt auf gleich von Deinen Kontakten abeschnitten bist.

Es sind DEINE Kontakte, DEINE Texte, DEINE Termine.
Und Du merkst plötzlich, dass Du sie dennoch nicht HAST.


ps: Unter "Blogspot Hilfe" sehe ich, dass andere unter denselben Albträumen leiden. Besser schlafen kann ich deshalb immer noch nicht.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

Schon mal versucht, eine Liste mit all Deinen Identitäten im Internet zu machen?
Frohes Erwachen!

Dienstag, 5. Oktober 2010

Ai riiiiisä huärä Dropbox

Ein Freund von mir in der Schweiz sagt zu Berlin: "Das isch doch ai riiisä huärä RAV" (Regionale Arbeitsvermittlungsstelle)

Mit diesem Zitat kann man das Internet ganz gut beschreiben.

Sehen digitale Produkte wie Portale, Blogs, Suchmaschinen etc. immer nach großen Innovationen aus: Am Ende ist alles eine riesige Dropbox.

Entweder ich tu was rein.

Oder ich hol was raus.

Ende.


Und damit alle alles finden, gibt's die Suchmaschinen.

Und damit nicht alle alles finden gibt's die Zugriffsrechte.


Das war's.