Donnerstag, 2. Dezember 2010

Wikileaks down


Über Wiki Leaks lesen und Wiki Leaks lesen sind zwei paar Schuhe.

Wer sich die in den Medien tausendfach besprochenen Filme auf wikileaks.org ansieht, macht ganz schnell folgende Erfahrung:

a) Wird ihm von Sekunde zu Sekunde jeglicher Heroismus bezüglich Kriegshandlungen im Allgemeinen und bezüglich Amerikanischer Kriegshandlungen im Speziellen ausgetreiben,
die ihm das Amerikanische Kino in den letzten Jahrzehnten seines Lebens mit Filmen von "Top Gun" bis "Black Hawk Down" beigebracht hat.
Selbst kriegskritische Filme wie "Platoon" verblassen neben diesen Filmdokumenten - einzig "Brothers" transportiert vielleicht den Kriegswahnsinn zurück in die wohlbehütete Heimat.

b) Geht man davon aus, dass die Kriege nicht zum Wohle der Menschheit sondern für den Wohlstand der westlichen Welt geführt werden und dass es dabei vor allem um Öl geht,
wird einem schlagartig bewusst, dass Autofahren ein größeres Verbrechen ist, als mal eben ein paar Milligram CO2 pro km zu produzieren - die gesetzlichen Produktangaben müßten um Menschenleben pro gefahrenen km ergänzt werden.

Noch zwei Fragen dazu:
a) wer garantiert uns, dass Wikileaks nicht auch wieder ein gigantisches Blairwitch-Project ist?
b) warum ist Wikileaks heute schon wieder down?



Montag, 29. November 2010

spurlose Kommunikation

So bequem das alles ist - die Spuren der Kommunikation werden täglich Menschen zum Verhängnis.

Brandenburgs Ministerpräsident Plazeck könnte behaupten, von der Beamtung der Geliebten seines Kollegen Speer nichts gewusst zu haben. Wäre da nicht diese blöde mail, in dem er eben dieser Geliebten zu ihrer Beförderung gratuliert. (Potsdamer Neueste Nachrichten, 30.11.2010)

Zu Monika Lewinsky's Zeiten war zu Beweiszwecken wenigstens noch eine heimliche Tonbandaufzeichnung nötig (Wikipedia).

abschalten

In Zeiten des Internets bekommt das Wort "abschalten" eine ganz neue Bedeutung.

--> "Internet doesn't sleep"

Sonntag, 28. November 2010

Der Einsiedler und seine Fangemeinde

"Jeder Einsiedler kehrt - und sei es nach vielen Jahren der Einsamkeit - zurück, um seine Erlebnisse einem kleinen oder großen Kreis von Menschen zu erzählen"
(Gedacht auf der Rheinfallbrücke 1986)

So gesehen gibt es keine Einsiedler und keine wirklichen Asketen.
Macht nicht Reinhold Messner seinen ganzen Kampf mit der Einsamkeit zunichte,
in dem er ihn zwischen zwei banale Buchdeckel klemmt und mit dem martialischen Titel "Mein Weg" betitelt.

(--> si tacuisses philosophus manisses. Hättest du geschwiegen wärest Du (ein) Philosoph geblieben. Boethius)

Und so wie Reinhold sind sie doch eigentlich alle: Moses und Mohammed brauchen Millionen von Fans, um selber zu glauben, was sie auf dem Berg oder unter dem Baum gesehen und gehört haben)

Und von denen, die nicht so sind, von den wahren Einsiedlern, werden wir nie erfahren.

Verfügbarkeit und Wert

Der Wert von Familien-Filmen

Auf dem Dachboden in einer banalen Migros-Tüte schlummerte die letzten Dreissig Jahre das gesamte Film Material unserer Familie: 50 8 und Super8 Filme, 1100m Familiengeschichte, aufgenommen zwischen 1935 und 1979.

Der Inhalt dieser Filme war geheimnisvoll und unzugänglich.
Bei dem Versuch, die Filme über das originale Filmgerät aus den 60er Jahren abzuspielen,
riss das spröde Material alle Nase lang - und hat sich somit selber zerstört.

Eine Online-Recherche, 800€ - und 1 Monat später sind die Filme digitalisiert.
Eigentlich ein Moment, um aufzuatmen: Das Film-Material ist gerettet.
Aus der Migros-Tüte ist eine 500GB Festplatte geworden.

Doch was macht die Neue Verfügbarkeit bloß mit dem Mysterium der Filme!
Was früher stundenlanges Aufbauen von Filmgerät, Verdunkeln des Raumes und das Einladen von Gästen zum "zum Filme kucken" erfordert hat, ist jetzt eine i-Movie Datei - eine Datei von tausenden auf meiner Festplatte.

Bei der wochenendlichen Skype-Konferenz mit meiner kleinen Schwester lass ich mich hinreissen, Ihr die Sicht auf meinen Rechner und also auch auf die Familienfilme zuzulassen - wir sausen in wenigen Minuten durch 44 Jahre Familiengeschichte, fast könnte ich den zu youtube stellen oder diesem Blog anhängen.

Hat die Digitalisierung die Filme wertlos gemacht? Oder muss der Wert von digitalem Material einfach neu definiert werden (--> Digitale Disziplin)?


Der Wert von Kinder-Filmen

Ich denke kaum etwas prägt uns so, wie die Filme, die wir in unserer Kindheit sehen:
Die ersten Filme, die man als Kind kucken darf (Barbapapa oder Vicky und die starken Männer) und vor allem die, die man als Kind nicht kucken darf und dennoch heimlich kuckt (Vincent Van Gogh beim vögeln und sich das Ohr abschneiden oder das Psychodrama "Die Katze" oder Gruselfilme wie "Friedhof der Kuscheltiere")

Sie bleiben uns ein leben lang in Erinnerung und hinterlassen einen tieferen Eindruck wie alle danach kommenden 3-D Mega-Kino-Produktionen, wie dieser, wie hieß er noch mal..?

(-->Psychotherapie mit Hilfe von Kinderfilmen?)

Das Geheimnisvolle dieser Kindheits-Filme war bis vor wenigen Jahren, dass sie nicht verfügbar waren - außer, man hätte lange nach ihnen recherchiert und tatsächlich im physischen Raum nach ihnen gesucht - was alleine schon ein Zeichen dafür gewesen wäre, wie wichtig es uns ist, sie wieder zu sehen.

Was macht deren plötzliche Verfügbarkeit mit uns? Und mit den Filmen selbst?
Ich kucke grad "Wikie und die starken Männer", ein wahrer Blick in meine Kinder-Seele, währenddem ich dies hier schreibe - ist das nicht schon Antwort genug?


Der Wert von Musik

Das Spiel lässt sich fast beliebig fortsetzen. Alles, was früher schwer zu finden oder wiederzufinden war, ist plötzlich verfügbar - schnell und meist noch umsonst.
Wie stark wird das Ding selbst dadurch entwertet?

Ich finde die Musik, die meinen ersten Liebeskummer begleitet hat ebenso wie eine Original-Aufzeichnung meines ersten Open Air Konzertes. 22 Jahre lang trug ich die Erinnerung an den stockbesoffenen Joe Cocker beim Konzert in San Francisco mit mir rum; plötzlich kann jeder bei youtube diesen Moment nachkucken.

Zugegebenerweise kann ich nun endlich wenigstens eine Idee davon bekommen, wie das "Joshua Tree" Konzert von U2 in Oakland war, zu dem mir damals das Geld gefehlt hat.

(--> das Internet und unser Nachholbedarf)






W-Lan gegen Frühstücks-Tisch

Sonntagmorgen. Ich liebe unseren Frühstückstisch.
Doch ich möchte die Gedanken der Nacht aufschreiben,
bevor sie sich verflüchtigen.

Das W-Lan reicht nicht bis in die Küche, also muss ich mich
zwischen Frühstückstisch und W-Lan entscheiden:
Das W-Lan gewinnt.

Allerdings habe ich mich auch noch nie darum gekümmert,
das W-Lan bis in die Küche zu verstärken:
Also doch 1:0 für den Frühstückstisch.

Samstag, 27. November 2010

vergessen lernen

Ich in Zahlen:
Wie verändert es mein Leben, wenn ich plötzlich eine vollständige und vollautomatische Statistik darüber habe, was ich wann wo gemacht habe?
Und wie verändert es mein Leben, wenn - wie das heute der Fall ist - nur die anderen (Provider, Telecom-Anbieter) diese Statistik über mich haben. Wenn also die Rechner mehr über mich wissen, als ich selber.

Was können mir lückenlose statistische Daten über mich und mein Verhalten helfen?
- Hilft es mir, zu wissen, dass ich durchshnittlich Montag bis Freitag jeweils 43,3 Minuten in der U-Bahn verbringe, Samstag und Sonntag keine einzige Minute, außer in den letzten beiden September Wochen, dann aber gleich 54,5 Minuten.
- Hilft es mir, zu wissen, dass ich in 82% der Fälle die sonnige Strassenseite wähle, wenn Wetter und Gebäudehöhen überhaupt eine Sonneneinstrahlung zulässt.
- Hilft es mir, zu wissen, dass mein Puls zwischen 2.33Uhr und 2,46 Uhr im Lebensmittel jeweils am ruhigsten und um 3.47 am unruhigsten ist?
- Hilft es mir, zu wissen, dass ich im Januar jeweils mehr Fisch essse und im Februar mehr Salat? - und will ich überhaupt wissen, dass ich im Jahresschnitt 63,3 Liter Bier trinke?
- Hilft es mir, zu wissen, dass ich bei Temperaturen über 20° jeweils mehr Geld ausgegeben habe als bei Temperaturen unter 20° (--> sinnlose Statistiken -->falsche Zusammenhänge).
Welche Informationen über mich, wären denn ein Gewinn für mich und würden ggf. eine positive Verhaltensänderung bewirken?

Oder anders rum gefragt: Ist nicht das Vergessen ein ganz wichtiger Teil unseres Denkens und Empfindens - und hindert uns nicht die automatisierte Aufzeichnung von allem, was wir tun und lassen daran, zu vergessen?


Sonntag, 21. November 2010

Der Blog zum Sonntag


Ist das Internet christlich?
Ist Collaboration christlich?

Und wenn ja, worauf begründet sich dieses neue Internet-Christentum?

Sicherlich nicht auf die Kirche; diese verliert kontinuierlich an Mitgliedern (nicht zuletzt, weil sie nicht weiss mit ihren Gliedern umzugehen) und ihre Vertretung im Internet ist relativ unkoordiniert und jämmerlich, wie ein kurzer Blick auf kirche.de oder kirche.com bestätigt (siehe sponsored Link oben)

Ist die Internet-Generation eine christlichere Generation?
Einfach so, aus sich heraus, tatsächlich einem "kategorischen Imperativ" folgend?

Schafft das Internet in einem halben Jahrhundert, was Jesus in zwei Jahrtausenden nicht gelungen ist; dass die Menschen zusammenarbeiten statt gegeneinander?

Samstag, 20. November 2010

Ad-Non-Sense




Ad-Sense in Blogs would only make sense
if the Blogger could choose the ads
that in his/her opinion make sense.


Der digitale und der biologische Filter

Im Internet ist der Filter alles.

Ohne Ihn wären wir den Menge an Informationen machtlos ausgeliefert
und würden vor lauter Bäumen weder den Wald noch sonst irgendetwas sehen können.

Wir filtern uns also quasi aus der Masse der weltweisen Nullen und Einsen die raus,
die wir zum Leben zu brauchen glauben.

Unser Körper macht eigentlich nichts anderes. Er sucht sich aus allem, was wir in uns reinstopfen die Stoffe und Moleküle raus, die er braucht, um sich selber zu konstituieren.

Und wie wir aus den Daten, die wir im Internet sammeln, neue Dinge zusammenbauen,
so baut unser Körper aus Döner mit Zwiebel und Knoblauchsauce schöne Augen und Haare. Und unschöne Speckröllchen. Und Pickel, die wiederum seine "Spamfilter" sind.

Sonntag, 14. November 2010

Der Hypertext

1997 habe ich mit den ersten Hypertexten rumexperimentiert,
weil ich der Ansicht war, dass der lineare Text Gedanken,
wie sie wirklich sind und funktionieren nicht abbilden können
(--> Mind-Map)

Im Blog entdecke ich auf wundersame weise und technisch bubileicht machbar
die Möglichkeit zum Hypertext. Ich bin begeistert

(--> der Mann ohne Eigenschaften als Hypertext)

Die allgemeine Form und die ich-Form

In welcher Form soll ich schreiben; in der allgemeinen Form (man, Du) oder in der ich-Form.

Das hängt davon ab, ob ich davon ausgehe
a) dass das, was ich zu sagen habe nur mich betrifft (weil ich zb ein Spinner bin)
b) oder ob das, was mich beschäftigt auch ganz viele andere beschäftigt

Wenn ich nicht von b) ausgehen würde, müsste ich keinen Blog schreiben

Die Wahrheit ist, dass ich an a) glaube und dennoch hoffe, dass b) der Fall ist

Landminen und Atombomben


Ein kleines Problem mit einem großen lösen.
So ist es, wenn Du versuchst über das Internet Deine Einsamkeit zu bekämpfen.


(--> über das Ziel hinausschiessen)
(--> das Kind mit dem Bad ausschütten)
(--> Bild)

Der junge von Nebenan

Vater: Willst Du nicht mit dem Nachbarskind spielen
Sohn (5): Nein, ich geh lieber ins Internet

10 Minuten später seh ich ihn auf dem Teppich liegen
- es spielt bei Panfu - mit dem Nachbars-Jungen.

Schnuräpflutteri (digitale Logoröh)

Das ideale Medium für Leute mit Logoröh (-->alles oder nichts)

gewinnen und verlieren

Gewinne ich durch's Internet viel Neues dazu?
Oder verliere ich alles, was ich hatte? (-->MFWF)

viele Menschen beschweren sich darüber, dass das Internet das Leben und das Denken kaputt macht (-->Schirrmachers "Payback" - das Internet scheisst uns ins Hirn, Selbsterschöpfung)

aber ich denke, dass das Internet uns auch sehr viel gibt,
was wir nirgendwo auf der Welt so bekommen könnten.

Der digitale Penner

wie viele Leute gibt es, die vollkommen verwahrlosen,
weil sie nur noch zu Hause sitzen und an ihrer vollkommenen Erscheinung
im Internet arbeiten?

Digitale Disziplin

Wenn Du in den Möglichkeiten des Internet nicht untergehen willst,
brauchst Du eine Digitale Disziplin.

Du must Dir selber Regeln aufstellen, wie Du mit dem Medium umgehen willst
(--> freiwillige Selbstkontrolle), damit Du darin nicht untergehst.

MFWF

Mehr Freunde, weniger Freunde

übers Internet gewinne ich 1000 neue "Freunde"
- und verliere die 10, die ich im wahren Leben hatte.

personal brain drain

Wenn das Internet Deinen Kopf gleichzeitig
-vollscheißt
-und leersaugt

(--> digital Burnout)

Max Frisch oder das Fragen in Blogs

Max Frisch hat in seinen Büchern ein neues Genre eingeführt:
Er hat den Lesern Fragen gestellt.

Was für ein niedliches - und eigentlich auch feiges - Unterfangen.
Denn die Leser konnten ja nicht antworten.



Eigentlich ist in der Literatur nur die rhetorische Frage eine ehrliche Frage.
Oder eben die Frage, mit deren Antworten man den Leser bewusst alleine lässt.

Der Indianer und das Internet

Den richtigen Indianer durfte man nicht fotografieren - er glaubte, dass das Foto ihm die Seele raubt.

Der neuzeitliche Indianer hat seine Seele bereitwillig verkauft, in dem er von jedem Touristen einen Dollar verlangt hat, der ihn fotografiert hat (der Indianer ist so gesehen der erfinder der Bildrechte)

Im Internet verkaufen wir alle unsere Seelen - manchmal mit und manchmal ohne an den Bildrechten zu verdienen.

Samstag, 13. November 2010

nichts und alles

Es gibt zwei neue Krankheitsbilder

a) die, die nichts im Internet veröffentlichen wollen
(nein, die Photos meines Kindes kommen niemals ins Internet, das würde seine Persönlichkeitsrechte verletzen)

b) die, die alles im Internet veröffentlichen wollen
die, denen es nicht mehr reicht, dass es im Raum stinkt, wenn sie furzen sondern alle Welt wissen lassen müssen, dass es gestunken hat, als sie im Raum gefurzt haben

Wo würdest Du dich einordnen?

Grausame Geliebte

Was ist, wenn das Internet plötzlich interessanter wird als alles Reale, was um Dich passiert?
Wenn Du bei Deinen Freunden sitzt oder gar mit Deiner Freundin bist
(-->ist Internet Sextötend) oder wenn Du Deine Mutter am Telefon hast (-->Multitasking as a Frechheit) und dich eigentlich einfach nur noch langweilst, weil das "da draussen" so viel spannender ist, als alles, was in der realen Welt passiert.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Die Leiden des digitalen Immigranten ("Buchdeckel")





Weil ein Blog keinen Anfang und kein Ende kennt, macht's auch nichts, wenn der "Buchdeckel" eben mal mittendrin erscheint, oder?

Das digitale Familien-Album

Ich habe ein digitales Familien-Album auf Flickr eingerichtet

a) damit die Familienzweige in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die im realen Leben viel miteinander zu tun haben und auch wenig übereinander wissen, dennoch an den Leben der Verwandten teilhaben können

b) um zu schauen, was passiert
Dabei ist mir knallhart vor Augen geführt worden, wie der für mich bisher relativ abstrakte "Digital Divide" (http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Divide) auch mitten durch unsere Familie führt: Von denen, die überhaupt keinen Zugang zum Internet haben (geboren in den frühen 30er Jahren), über die, die sich gegen digitale Medien wehren (meist geboren bis Mitte der 70er Jahre) bis zu den digital Natives (geboren in den 80ern, 90ern)

Die 10er Jahrgänge des 21. Jahrhunderts werden diese Diskussion kaum mehr verstehen können.

sharen vs stehlen

Geistiges Eigentum in der Sharing-Gesellschaft

Wir sharen alles, unsere Gedanken, unsere Google Docs und bald auch unsere Bankauszüge (in Schweden sind immerhin schon die Einkommensverhältnisse des Nachbarn online abrufbar).

Wem gehört dann überhaupt noch eine Idee, wenn wir alles miteinander teilen. Wem gehören z.B. die Ideen in diesem Blog - ein Ausdruck wie "The Clowd Brain", aus dem ein anderer vielleicht ein Buch schreiben würde, das sich ebenso gut verkauft wie "Die Ich-Sender".

Ist urheberrechtlich geschützt, was in einem Blog geschrieben steht?
Dann würden ja die, die permanent gute Ideen in irgendeinen Blog schreiben sich einen reichen Schatz von "Patenten" anhäufen.

Und wem gehört die Idee, wenn ein anderer sie kommentiert und dadurch verbessert hat?
So sagt doch Parker im Film "the social network" zu Zuckerberg: Nenn es nicht "the facebook" nenn es einfach "facebook" - müssen sie sich nun die Idee teilen?

Nur als Gedankenspiel würde es erst richtig spannend werden, wenn man tatsächlich die Idee nach ihren Inspirationsquellen aufdröseln würde und anteilig alle am Ergebnis beteiligt wären, die auch nur irgendetwas dazu beigetragen haben: Der Freund, der Dir geraten hat, das so und so zu betrachten, der Freund, der Dir einen Literatur-Tip gegeben hat ebenso wie der Autor des Buches, dass Du zum Schreiben Deiner Arbeit hinzugezogen hast.

Abgegolten wird diese Art von Hilfe bis heute mit einer Danksagung auf der ersten oder letzten Seite eines Buches. Und das ist wohl auch gut so.

Word Press

Eine Kollegin empfiehlt mir meinen Blog auf "WordPress" zu schreiben.
Welche Ironie des Wortes.

WordPress ist ein System zur Verwaltung der Inhalte einer Website,
wohl eines der größten und erfolgreichsten der Welt.

Mit Word hat das wohl zu tun, mit Press aber gar nicht.

Oder ist der Plan, am Ende (wann ist das Ende), den gesamten Rest-Regenwald abzuholzen und den gesamten Inhalt aller Blogs in Buchform zu veröffentlichen?

The Cloud Brain

Ein intelligenter Mensch war bisher einer, der sich viel Wissen angeeignet hat.

Wird es in Zukunft anders sein? - Werden wir so etwas wie ein "kollektives Hirn" haben, wo es gar nicht mehr drauf ankommt, was der einzelne Mensch weiss?

Werden wir gar nicht mehr nachdenken sondern nur noch in unserem "Clowd Brain" nachfragen, wenn wir etwas brauchen? Ich twitter die Frage in die Welt und wenn ich Glück habe, kommt von irgendwoher eine Antwort.

Eigentlich sind wir ja auch schon so weit. Wer, außer eine aussterbende Generation von Taxifahrern, kennt sich noch irgendwo auf der Welt aus? - Ich frag google oder das Navi, wo ich hin muss, und das "kollektive Hirn" sagt mir, wie ich hin komm.

Literatur zur kollaborativen Literatur

Mein Freund a.k.a. Bunterberg nennt mir Literatur-Tipps zum Thema kollaborative Literatur:

- Papers von Tom Malone am Center for Collective Intelligence am MIT an.
- Wealth of Networks (kann ich Dir ausleihen, ist aber tough stuff)
- Cognitive Surplus und das Buch von Ihm davor (Clay Shirky)

Eigentlich erstaunlich, dass es auch zu diesen "fast moving sciences" immer noch Bücher gibt. Offensichtlich gibt es tapfere Menschen, die denken, mit einem Buch eine Sache auf den Punkt bringen zu können, die höchstwahrscheinlich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches nicht mehr so ist, wie sie zur Zeit seiner Entstehung war.

Dennoch ist es gut, dass es die Bücher (noch) gibt und dennoch sind gerade die in diesem Themenfeld anachronistisch anmutenden Bücher die Leuchttürme in der kaum zu bewältigenden Flut von Informationen.

Samstag, 30. Oktober 2010

Kollaborative Literatur

Zu "Kollaborativem Schreiben" finde ich bei Wikipedia
Dokumente sharen - Konzepte gemeinsam er- oder Exxeltabellen bearbeiten ist das eine, aber gibt es tatsächlich auch Kollaborative Literatur?

Gibt es Autoren, die Leser an Ihrem Buch mitarbeiten lassen?
Wie wär das, wenn ich als späterer Leser an Martin Suter's neuem Roman mitschreiben
oder wenigstens meine Meinung dazu sagen könnte, wenn ich denke, dass er jetzt aber etwas übertreibt mit seinen Drogen-Pilz-Geschichten ("Die Dunkle Seite des Mondes")?

Der Blog und das Buch

Das Buch
ein Autor schreibt ein Buch. Jahrelang macht er Notitzen, Versuche, für sich, im stillen und einsamen Kämmerchen. Eines Tages wagt er sich mit der Idee raus - aber raus bedeutet in diesem Fall erst einmal, dass er die Idee vielleicht einem Freund erzählt (der ihn ermutigen wird, es zu tun) und wenn es hoch kommt, einem Verleger, der die arrogante Rolle hat, 199 von 200 Texten als "nicht interessant genug" oder "nicht genug gut geschrieben" abzuschießen. Das war's dann erst einmal mit der Veröffentlichung und mit der Öffentlichkeit. - Oder, und das ist dann die siegesbewusste Geschichte des einen Spermiums, das es tatsächlich in die Eizelle geschafft hat, es wird tatsächlich ein Buch aus der Idee (dank dem unfassbaren Spür- und Geschäfts-Sinn des Verlegers): Dieses betritt jetzt, begleitet vom üblichen PR- und Werbe-Tamtam die breite Öffentlichkeit, die das Ding - auf Gedeih und Verderb - lesen muss, so wie es ist.
Und vielleicht ist das auch gut so. - Denn so ist es noch ein Buch, EIN Werk von EINEM Autor.

Der Blog
interessant ist die Frage, wie das Schreiben im Blog das Schreiben an sich verändert. Darüber gibt es bestimmt auch schon 100 Doktorarbeiten, und wenn nicht, müsste man sie schleunigst schreiben.
Beim Blog erreichen Gedankenfetzen - wie dieser hier - SOFORT eine mehr oder minder große Öffentlichkeit. - Wenn ich aus meinem Blog-Projektversuch ein Buch machen würde, so wären theoretisch die einzelnen Teile schon von einer Öffentlichkeit kommentiert, bewertet. Wie würde das wiederum den Inhalt verändern? - Würde er besser? Oder nur glattgeschliffen und konsensfähig?



Donnerstag, 28. Oktober 2010

Labels, Tags und Poesie

Ich kann unten im Post "Labels zu diesem Post" anfügen.
Was für eine un-sinnliche Angelegenheit!

Man stelle sich vor, Heinrich Heine hätte unter seine Gedichte Tags gemacht,
für die, die zu faul sind, das Gedicht zu lesen.

Die Existenz von Labels und Tags stellt den Inhalt eines Textes unberechtigterweise über dessen Form.

Als ob das eine ohne das andere einen Wert hätte.


Schuld an dem Desaster ist wieder einmal der Computer, der auch 2070 noch zu doof sein wird, Poesie erkennen zu können - hoffentlich.

Widerholungen

"Jeder Mensch hat nur eine Geschichte zu erzählen. Seine"

In dem Sinne befürchte ich, dass ich mich in diesem Blog oft wiederholen werde.
Was eine Zumutung für den Leser sein könnte.

Aber ich kann ja nicht immer alle Posts durchkucken, ob ich das, was ich schreibe, schon mal geschrieben habe oder das, was ich denke, schon mal gedacht habe.

Weil aber der Leser das auch nicht tut, wird die Wiederholung auch nicht so schlimm sein:
Lob des Vergessens.

Vertrauen

Die Arbeit mit den digitalen Medien - wovon der Blog nur eines von 1'000 ist - erfordert nebst viel Nerven vor allem viel Vertrauen (siehe mein Kampf mit den Passwörtern oben)

Währenddem die Dienste Milliarden ausgeben, dieses Vertrauen kommunikativ aufzubauen und die Pro Senectute rührige Internetkürsli für über 60-Jährige anbieten, machen es die Medien mit reisserischen Artikeln über Online-Kriminalität systematisch wieder kaputt.

Digital Immigration

Ich habe mich bis hierhin auf das Abenteuer Blog eingelassen, um zu sehen, wohin mich das führt, mich dabei aber ständig gefragt, worüber ich überhaupt bloggen kann, will.
Doch langsam kristallisiert es sich ganz von alleine heraus:
Ich blogge über das Bloggen selbst,
über die Freuden und Leiden des Digital Immigrants bei der Digital Immigration.

Pass-Wort

"Passwort vergessen"
Das Dialogfenster, mit dem ich am häufigsten konfrontiert bin.
Je häufiger, je tiefer ich mich in den Platformen-Dschungel reinwage.

Wenn ich bedenke, wie lange es dauert, das "Gnusch" (CH) der vielen Konten, deren Verknüpfungen und Zugänge zu entwirren, fänd ich's doch gut, wenn mein Rechner - und die Dienste, bei denen ich mich anmelden möchte, am Gesicht erkennen.

The Medium changes the Message

Ich frage mich,
warum sich sowas Sinnliches wie das Schreiben,
so was Technisches wie einen Blog
als Medium ausgesucht hat.

Schreibt doch auch keiner Poesie
in sein Steuererklärungsformular.

Für Poetisches (was m.E. ein Text per se fast immer ist)
scheint sich ein Blog nicht zu eignen - zumindest nicht,
wenn die Poesie direkt im Blog entstehen soll, also wenn der Blog das Entstehungsmedium eines Textes ist.

Den Blog nur als Verbreitungsmedium zu nutzen, ist eine ganz andere Geschichte.

Lost in Internet


Und was passiert, wenn einer eines Tages seinen Dienst einstellt?
-wenn Dir Blogger keinen Zugang zu Deinem Blog mehr gewährt?
-wenn Dir Google-Doc keinen Zugang zu Deinen Dokumenten mehr gewährt?
-wenn Dir der Google-Kalender keinen Einblick, in Deinen Kalender mehr gewährt?
Dann, ja dann sind wir am Arsch.

Und wünschten,
- wir hätten ein Buch geschrieben, statt einem Blog
- wir hätten wenigstens unseren Business-Plan ausgedruckt, an dem wir ein Jahr gearbeitet haben
- wir hätten eine Moleskin-Agenda, in der noch die Geburtstage der Freunde stehen

Unser Vertrauen in die Internet-Dienste ist immens.
Das merkt man dann, wenn bei Xing plötzlich das Passwort nicht mehr funktioniert und Du von jetzt auf gleich von Deinen Kontakten abeschnitten bist.

Es sind DEINE Kontakte, DEINE Texte, DEINE Termine.
Und Du merkst plötzlich, dass Du sie dennoch nicht HAST.


ps: Unter "Blogspot Hilfe" sehe ich, dass andere unter denselben Albträumen leiden. Besser schlafen kann ich deshalb immer noch nicht.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

Schon mal versucht, eine Liste mit all Deinen Identitäten im Internet zu machen?
Frohes Erwachen!

Dienstag, 5. Oktober 2010

Ai riiiiisä huärä Dropbox

Ein Freund von mir in der Schweiz sagt zu Berlin: "Das isch doch ai riiisä huärä RAV" (Regionale Arbeitsvermittlungsstelle)

Mit diesem Zitat kann man das Internet ganz gut beschreiben.

Sehen digitale Produkte wie Portale, Blogs, Suchmaschinen etc. immer nach großen Innovationen aus: Am Ende ist alles eine riesige Dropbox.

Entweder ich tu was rein.

Oder ich hol was raus.

Ende.


Und damit alle alles finden, gibt's die Suchmaschinen.

Und damit nicht alle alles finden gibt's die Zugriffsrechte.


Das war's.

Freitag, 23. Juli 2010

Der Blogger und das Johari-Fenster

Wenn Nichtblogger über Blogger nachdenken oder über Blogger sprechen, kommt fast unvermeidlich die Frage "Warum tut das jemand?" auf und etwas wertender die Bemerkung, dass das ja alles unglaubliche "Exhibitionisten" sind, die es "nötig haben, alles, was sie denken, öffentlich zu machen."

Ich denke, das ist zu kurz gesprungen. Seine Gedanken der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen - und der öffentlichen Kritik auszusetzen - bedeutet mehr.

Eine mögliche Erklärung für die Motivation des Bloggers finde ich heute zufällig im Johari-Fenster, einem 1955 (!) von den Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelten Modell der Selbst- und Fremdwahrnehmung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Johari-Fenster



Der Blogger kann seine öffentliche Persönlichkeit demnach in zwei Richtungen erweitern.

1. Er kann preis geben, was ihm bekannt, anderen aber bislang unbekannt ist, zumindest Teile seiner Geheimnisse.
In dem Moment, wo Geheimnisse keine Geheimnisse mehr sind weil sie geteilt werden, verlieren sie oft ihren Schrecken.
Andere können akzeptieren, was man selber nur schwer akzeptieren kann. Das wiederum kann einem selber helfen, seine "bösen Geheimnisse" und "dunklen Seiten" zu akzeptieren.

Adolf Muschg's Lieblingszitat zu dem Thema sinngemäß: "Schreiben muss man darüber, worüber man sich mit keinem Menschen zu sprechen traut." - Im Schreiben (in diesem Falle Bloggen) liegt eine gewisse Magie der Ehrlichkeit und Offenheit, die wir uns im normalen Leben nicht zutrauen.

Wittgensteins "Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man schweigen" in diesem Zusammenhang zu zitieren ist wohl etwas hoch gegriffen, dennoch bin ich der Meinung, "worüber man nicht sprechen kann, darüber kann man sehr wohl schreiben." (siehe oben "Automatic Writing" und "Paper Brain")


2. Er kann viel lernen darüber, was ihm selber unbekannt, den anderen aber, seinen Lesern, offensichtlich ist.
Darüber, dass er seine Meinung anderen zur Beurteilung zur Verfügung stellt, bekommt er Rückmeldungen von anderen, die ihn ggf. mit seinen eigenen "Blinden Flecken" bekannt und vielleicht sogar vertraut macht.
Allein der Hinweis "Warum schreibst Du eigentlich immer über XY.." kann das Bewusstsein des Schreibenden über sein eigenes Schreiben erweitern.

"Ein Buch ist erst ein Buch, wenn es gelesen wird" sagte einst ein Schweizer Schriftsteller.
Auf den Blog ausgeweitet könnte man sagen "Ein Blog ist erst ein Blog, wenn er kommentiert wird."

Interessanterweise entdecke ich in diesem Zusammenhang gerade die "Post Optionen":
- Leserkommentare zulassen
- Leserkommentare nicht zulassen
Zwischen den beiden Optionen liegen Welten.

Dienstag, 13. Juli 2010

Der jungfräuliche Gedanke

KREIEREN UND KONTROLLIEREN

KREIEREN
ich kann meine Texte einfach so fließen lassen - die Finger wissen in diesem Fall mehr als das Hirn.
Selbstverständlich haben Kreativ-Theoretiker und -Trainer diesen an sich wundervollen Vorgang zur Methode erklärt
und nennen es - natürlich in Amerikanisch: "Automatic writing".

"Automatic writing" wird dem Prozess aber nicht gerecht, denn mit einem Automaten hat er nichts zu tun, auch nicht mit einem Automatismus und erst recht nicht mit automatisch, wie wir den Begriff im Alltag verwenden.

Automatisch im Sinne von "von selbst", das ja.
Die Gedanken formieren sich von selbst, sammeln sich und manifestieren sich in schreibenden Fingern und schließlich im Text. Ein wundervoller und magischer Prozess.

Ich nenne das Phänomen für mich "Paper Brain" - auch amerikanisch, ein bisschen modern will ich ja auch sein, und es klingt flüßiger als "Papier Hirn".
Paper Brain darum, weil beim freien Schreiben das Papier tatsächlich mehr weiss als das Hirn,
ja das Hirn und der Verstand sind nach dem rauschhaften Schreiben sogar erstaunt darüber,
was da steht.

Und: Ähnlich wie beim Träumen, weiss das Hirn schon kurz nach der Vollendung des Textes nicht mehr, was da steht:
Der Text ist vollkommen am Verstand vorbeigegangen.
Etwas unheimlich ist das schon.

Was bleibt ist der Text als Manifest des Denkvorganges, wo auch immer er stattgefunden haben mag: Im Kopf, im Herzen, in den Fingern den Beinen oder dem Dickdarm.

Die Frage - gerade im Bezug auf das Blog-Schreiben ist: Wie wertvoll können diese frei hingeschriebenen, unkontrollierten, "automatischen" Texte für irgendjemand anderen sein?


KONTROLLIEREN

Meist sind wir mit extrem kontrollierten Texten konfrontiert. Mit (Zeitungs-)Artikeln, die 100 mal redigiert und umgeschrieben wurden, mit Präsentationen, in denen komplexe Inhalte auf sich ins Hirn brennende "Bullets" zusammengepfercht sind - ja selbst wie dahingeworfen wirkende e-mail-Texte sind oft Ergebnisse tagelanger Überlegungen und schlafloser Nächte.

Freie Texte finden wir allenfalls, wenn wir ein persönliches Notitzbuch von einem Autor finden, wie neulich das letzte Tagebuch von Max Frisch. - Und prompt geht dabei die Diskussion unter den Fachleuten los, ob diese Texte nun schon Literatur seien oder ob es am Image des großen Schriftstellers kratzen würde, diese "unfertigen" Texte zu veröffentlichen.

Ich werde versuchen, zumindest in diesem Blog, meine Texte nicht zu kontrollieren, den Gedanken ihre "Jungfräulichkeit" zu lassen. Meine Freunde werden mir sagen, ob das einer Audienz zumutbar ist.

Fliesstext versus Hypertext

SCHREIBEN

Schreiben ist deshalb eine wundervolle Sache,
weil es uns hilft, unsere Gedanken, die oft wild und durcheinander sind,
sprichwörtlich "auf die Reihe" zu kriegen.


MIND-MAPS

Auf der anderen Seite kann man dem Schreiben zu Recht vorhalten,
dass jede Form der Linearität dem tatsächlichen Denken nicht gerecht wird,
das mitnichten linear stattfindet.

Eine ganze Reihe von Menschen nehmen für sich in Anspruch, das "Mind-Map"
erfunden zu haben, das Arbeiten mit Post-its oder mit bunten Zetteln an Flipcharts
in nach Putzmittel riechenden Seminarräumen.

Ich denke, das Mindmap ist eine natürliche Sache: Auch das Kind, was seine
Kleider für den Urlaub auf dem Bett zurechtlegt, um zu sehen, ob es auch nichts vergessen hat,
baut sich ein "Mind Map".



FLIESSTEXT VS HYPERTEXT

Das Interessante im Internet ist, dass die beiden Formen des Textes parallel auftreten:
Der lineare Text, der fast anachronistischerweise noch die Blogs dominiert.
Der Hypertext, von dem mind-map-artig von jedem dritten Wort ein Link wegführt.

Das Problem vom Hypetext im Internet ist allerdings, dass ich schon nach der vierten Abzweigung,
die ich genommen habe, nicht mehr weiss, wo ich hergekommen bin;
Abzweigung und Hyper-Link ist eben auch Ablenkung.

Programme wie "Prezi" versuchen dem Problem, des sich Verlierens in den Hyperlinks, Herr zu werden,
indem Fließtext und Mindmap verbunden werden - beliebig oft kann ich mich rauszoomen, um den Überblick
wieder zu bekommen, um dann wieder in die Detail-Texte einzusteigen.
Ist Prezi die Zukunft des Schreibens und der Wissensvermittlung?



MÄNNER VS FRAUEN

Als Mann bin ich von der Masse von Informationen, die mir auf jeder einzelnen aufgerufenen Internetseite entgegenschlägt erschlagen.
Angeblich ist das für Frauen weniger drammatisch, weil sie in der Lage sind, mehr Dinge gleichzeitig wahrzunehmen.
So gesehen würde ich für eine Männer-gerechte Internet-Programmierung plädieren!


FAKTEN VS POESIE

Zu unterscheiden ist allerdings, welche Text-Art sich zu welcher Art von Kommunikation eignet:
Während das Mind-Map in der schnellen Vermittlung von Fakten und Zusammenhängen unschlagbar ist,
wird der Hyper-Roman wohl kaum je erfolg haben. Auch wenn es dazu spannende Experimente gibt
und auch Video-Games nichts anderes als Hyper-Geschichten sind, deren Verlauf ich als Spieler mitbestimmen kann;
Das Geschichten-Erzählen wird bleiben und somit auch der lineare Text.

Die Angst des Poeten vor der Technik

POETEN UND TECHNIK

Poeten sind meist nicht die besten Techniker.
Sonst wären sie Techniker und keine Poeten.

Ein Skizzenbuch kaufen, schafft sogar der Poet.
Einen Bleistift spitzen auch.

Aber einen Blog einrichten?


DIE WUNDERSAME WELT DER SERVER

Für mich ist es pure Magie und düstere Mystik,
die sich vor meinen Augen abspielt, bei dem Versuch,
mir bei Blogger ein Profil einzurichten.

Ich will mich mit meinem Hotmail-Account anmelden.
Google belehrt mich, dass das jetzt nur noch mit einem Google-Account geht,
weiss aber selbstverständlich auch, dass ich schon einen solchen besitze.
Noch spuukier wird es allerdings, als mich der einzurichtende
Blog-Account mit meinem Spitznamen begrüßt und als Krönung
steht in der URL ein Passwort, das ich mal für einen Online-Shop verwendet hatte.

Pure Magie für den Poeten.
Der Tekkie lacht da nur.
Und der Datenschützer schüttelt den Kopf.

Die Angst des Bloggers vor dem Leser

Das Einrichten eines Blogs ist eine zweischneidige Sache.

Einerseits möchte ich ja der Welt etwas mitteilen.
Sonst würde ich das nicht tun.
Andererseits fürchte ich mich ja eben vor dieser Welt.

Vor den Menschen da draussen.
Die meine Texte ja doof oder auch nur langweilig finden können.

Irgendwo zwischen diesen beiden Polen
liegt wohl auch das Spannende am Bloggen.

Weshalb ich das hier einmal versuchen möchte.